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die von Esperanto noch nicht überzeugt sind
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3. "Nicht mehr tauglich ist z.B. seine patriarchalische Struktur."
1. "Esperanto hat seine Wurzeln im westlichen Kulturraum, und ist, durch das Fundamento von Dr. Zamenhof, feste an diese Kultur wie sie im 19. Jahrhundert bestand, gebunden."
Selbstverständlich besteht eine Verbindung zwischen der realen, tatsächlich benutzten Sprache und dem Fundamento, aber diese ist in keiner Weise starr. 95% der Esperanto-Benutzer kennen das Fundamento nicht und pfeiffen drauf. Das Fundamento hat nur gerinen Einfluss, wie man sieht, wenn man die Entwicklung der Sprache betrachtet. Er ist eher mittelbar z.B. durch Lehrbücher und Grammatiken, verfasst von Leuten, die mit dem Fundamento vertraut sind.
Ganz bestimmt hat Esperanto seine Wurzeln im westlichen Kulturraum. Oder genauer im Ost-Europäischen: das Westliche ist eine rein äußerliche Erscheinung. Meiner Ansicht nach verhält sich Esperanto zu seinen europäischen Wurzeln, wie das haitische Kreol sich zu seinen Wurzeln im französischen verhält. Obwohl fast der ganze haitische Wortschatz auf Indoeuropäische Sprachen beruht, ist die Struktur der Sprache in Wirklichkeit keine Indoeuropäische. Es gibt einen Riesenunterschied zwischen den Wurzeln und der ausgewachsenen Pflanze.
Übrigens hat Zamenhof eindeutig und zu Recht gesagt, dass er eine Sprache vorschlägt, die nicht nach europäischem Vorbild aufgebaut ist. Im Unua Libro schreibt er:
"... jedes Wort kommt immer und nur in einer festen Form vor, nämlich in der Form, in der man sie im Wörterbuch vorfindet. Die verschiedenen grammatischen Formen, die gegenseitigen Beziehungen zwischen den Wörtern usw. werden durch die Zusammensetzung unveränderter Wörter gebildet. Weil ein solcher Aufbau der Sprache den europäischen Völkern völlig fremd ist und es für sie schwierig wäre, sich daran zu gewöhnen, habe ich diese Zerlegung der Sprache vollständig an den Geist der europäischen Sprachen angepasst, sodass jemand, der meine Sprache mit einem Lehrbuch lernt, ohne das Vorwort gelesen zu haben (das für einen Lernenden nicht nötig ist), nicht merken würde, dass der Aufbau dieser Sprache von dem seiner Muttersprache abweicht."
Im weiteren erklärt er, dass fratino aus drei WÖRTERN besteht: frat, in und o. Das ist ein typisch chinesische Sichtweise. Aus dem zitierten Text geht klar hervor, dass Zamenhof mit Absicht eine nicht-europäische Sprache entwickelt hat, die alle Züge einer sogenannten isolierenden Sprache trägt. Er schreibt: "Die verschiedenen grammatischen Formen, die gegenseitigen Beziehungen zwischen den Wörtern usw. werden durch die Zusammensetzung unveränderter Wörter gebildet" - und genau so ist eine isolierende Sprache definiert.
Du wunderst dich vielleicht, dass für Zamenhof Elemente wie o und in Wörter waren. Meiner Meinung nach hat er diese Begriffe benutzt, um hervorzuheben, dass die Sprache aus unveränderlichen Blöcken besteht, die man zusammenfügen kann, ohne jemals die Form eines Blockes zu verändern. (Solche Veränderungen kommen in westlichen Sprachen oft vor, zum Beispiel im Englischen: "foot > feet"; "come > came". Ich vermute, dass er irgendwo einer Beschreibung des Chinesischen mit Beispielen gelesen hatte. Vielleicht hatte er sogar eine chinesische Grammatik. Und er stellte fest, dass dieser Sprachaufbau viele Vorteile hat, einerseits wegen der vollkommenen Regelmäßigkeit, andererseits weil komplexe Begriffe ganz einfach aus einfachen Wörtern zusammengefügt werden können. Im 19. Jahrhundert war in Texten über die chinesische Sprache, die sich nur auf die Schrift und nicht auf die gesprochene Sprache bezogen, der Begriff "Wort" üblich, und tatsächlich handelt es sich um unveränderliche Blöcke, aus denen die Sprache besteht. Solche Blöcke nennt man heute Morpheme.
Esperanto atmet wirklich keinen europäischen Geist. In keiner europäischen Sprache kann man denselben Gedanken mit so verschiedenen Sätzen wie li iris kongreson trajne, kongresen li trajnis, li iris al la kongreso per trajno, pertrajne li veturis kongresen, li trajne alkongresis usw. ausdrücken. Diese Vielfalt verdankt sich der Tatsäche, dass die Morpheme unveränderlich sind und beliebig miteinander kombiniert werden können - eine Eigenschaft, die Esperanto mit Chinesisch gemeinsam hat. Zu der beachtlichen Entwicklung der Sprache haben - außer vielen Ungarn in der Zeit der "Budapester Schule" - viele Chinesen, Japaner und Koreaner beigetragen. Ausdrücke wie la nova ponto longas unu kilometron oder Unesko ree rezolucias favore al Esperanto, die sich in Esperanto-Veröffentlichungen aus China finden, entsprechen überhaupt nicht den geistigen und sprachlichen Gewohnheiten der westlichen Kulturwelt. Selbst im Englischen, wo man leicht Substantive zu Verben machen kann und umgekehrt, kann man die Begriffe "longa" und "rezulocio" nicht zu Verben umformen.
Meines Wissens kann man nur auf Esperanto die aus vier Wörtern bestehenden konfuzianistische Ermahnung von Vätern und Kindern, ihre Rollen in der Familie anzunehmen, wörtlich übersetzen, also mit vier Wörtern, so poetisch und knapp wie im chinesischen Original: Patro patru, filu fil'. Die einzige englische Übersetzung, die ich finden konnte, lautete: Let the fathers be fathers and the sons sons. Auf Französisch: Que le père agisse en père, le fils en fils. Das ist viel weiter weg vom Original als die Esperanto-Übersetzung, nicht nur was die Form, sondern auch was den Sinn angeht: Sie sind zu genau. Diese einfache Beispiel zeigt, dass die europäischen Wurzeln der Sprache bei ihrer Funktion als Mittler zwischen den Kulturen nicht stören.
2. "Dieses setzt auch die Grenzen seiner Neutralität, Gerechtigkeit, Demokratie, und tauglichkeit in der heutigen Welt."
Ja, sicher, die guten Eigenschaften des Esperanto haben ihre Grenzen. Niemand behauptet, dass Esperanto das perfekte Mittel zur internationalen Verständigung ist. Die Esperantisten weisen nur darauf hin, dass es derzeit das wenigste schlechte, das am wenigsten ungeeignete Mittel ist. Es ist nicht vollkommen neutral, nicht vollkommen gerecht, nicht vollkommen demokratisch, nicht vollkommen geeignet. Aber wenn man die Sehnsucht nach Vollkommenheit aufgibt und realistisch bedenkt, dass diese Welt nun mal nicht vollkommen ist, dann muss man schließen, dass Esperanto nach diesen Kriterien vergleichsweise - und zwar mit ziemlichen Abstand - das beste Mittel zur internationalen Verständigung ist. Wenn man es ablehnt, weil es nicht ganz perfekt ist, was bleibt dann? Dann ist man zu Systemen verdammt, die noch viel weniger zufriedenstellen können! Behauptet irgendjemand, dass z. B. Englisch neutraler, gerechter, demokratischer und geeigneter ist? Wenn ja, dann würde mich interessieren, mit welchen Argumenten man diesen Standpunkt begründen will.
Wenn man beobachtet, wie sich der Kontakt zwischen Menschen verschiedener Muttersprache heute sprachlich entwickelt (oder wie man es versucht), dann stellt man fest, dass es im Grunde sieben Situationen gibt:
1. Es ist gar keine Kommunikation möglich.
2. Verständigung mit Händen und Füßen (stockender, bruchstückhafter Gebrauch einer - falsch ausgesprochenen - Sprache, die man nicht gut kann; man versucht, mit Gesten, Gesichtsausdrücken usw. weiterzukommen);
3. "kaputtes Englisch" (zwischen minimaler Kommunikation nach Nr. 2 und gut funktionierender Nr. 3 gibt es eine ganze Skala von Effizienzgraden);
4. gutes, gehobenes Englisch;
5. eine andere Sprache, die beide Seiten mehr oder weniger gut beherrschen (das ist oft in Afrika der Fall);
6. gleichzeitiges Dolmetschen und Übersetzen
7. Esperanto.
Wenn Sie diese sieben Zugänge zu internationaler Verständigung in der Praxis vergleichen, werden sie feststellen, dass die Sprache Esperanto im Hinblick auf Neutralität, Gerechtigkeit, Demokratie und Eignung alle anderen weit übertrifft.
* Sie ist nicht vollkommen neutral, jedoch neutraler als Englisch und andere Nationalsprachen, von denen keine frei von politischen und wirtschaftlichen oder nationalistischen Anhängseln ist.
* Sie ist nicht vollkommen geeignet, aber - nach meiner Erfahrung mit verschiedenen Systemen der Kommunikation zwischen Kulturen und Völkern - weniger ungeeignet als die anderen, vor allem als Englisch, das wegen seiner Ungenauigkeit, Unregelmäßigkeit und für die meisten Völker schweren Aussprache schlecht für die Aufgabe geeignet ist, interkulturelle Kommunikation zu erleichtern.
* Sie ist nicht vollkommen gerecht: Um sie gebrauchen zu können, muss jemand aus Ostasien schätzungsweise viermal so viel Zeit aufbringen wie jemand als der westlichen Hemisphäre. Aber dieses Verhältnis ist schon viel besser als bei Englisch, bei dem viele Asiaten niemals brauchbares Niveau erreichen. Wenn ein Mensch 200 Stunden braucht, um gut Esperanto zu sprechen, und 5000 Stunen, um das gleiche Niveau mit Englisch zu erreichen, dann ist eine Welt, in der man sich auf Esperanto unterhält, gerechter. Außerdem ist ein System, bei sich alle bemühen müssen, gerechter als eines, in dem eine Minderheit das Privileg hat, sich gar nicht anstrengen zu müssen und unverdient den anderen beim Sprechen überlegen zu sein.
* Sie ist nicht vollkommen demokratisch, aber weil sie viel mehr Freiheiten lässt, ist sie demokratischer als andere Systeme. Die anderen Sprachen, die man international benutzt, sind wie Diktatoren: Sie fordern, einen Gedanken auf eine bestimmte Weise auszudrücken und nicht anders. Auf Englisch ist es zum Beispiel falsch, he helps to me zu sagen, während auf Deutsch "er hilft mir" die einzig richtige Form ist, ebenso auf Russisch (он мне помогает); auf Französisch macht man sich sowohl mit der englischen Struktur il aide moi als auch mit der deutschen Struktur il aide à moi lächerlich. Auf Esperanto aber kann man gleichermaßen li helpas min (englische Struktur), li min helpas (französische Struktur) oder li helpas al mi (deutsche und russische Struktur) sagen. Diese Freiheit beim Ausdruck entspricht meiner Meinung nach eher den Grundsätzen der Demokratie. Je flexibler die Strukturen sind, umso weniger läuft man Gefahr, einen Fehler zu machen und sich so dem Spott und einem Gefühl der Unterlegenheit auszusetzen.
* Sie ist auch gerechter und demokratischer insofern, als die Aneignung eher Intelligenzleistung fordert als gutes Gedächtnis oder reflexartige Ausformung. Damit verringert sie den Unterschied der Völker im Bezug auf die Möglichkeit, sie gut zu beherrschen. Europäische Sprachen haben eine Vielzahl willkürlicher Formen, die nicht abgeleitet werden können, sondern mit mehr oder weniger Mühe durch häufige Wiederholungen glernt werden müssen und nach einigen Jahren vergessen werden. Für einen Chinesen ist es einfacher, zu lernen, dass 我是 wo shi, 你是 ni shi, 他是 ta shi in Esperanto mi estas (ich bin), vi estas (du bist), li estas (er ist) bedeutet, als sich I am, you are, he is einzupauken. Genauso verlangt es weniger Aufwand, mi (ich), mia(mein/s), ŝi(sie) > ŝia(ihre/s) abzuleiten, ganz ähnlich dem chinesischen 我 wo >我的 wode, 她 ta > 她的 tade, als die bezugslosen Formen wie I - my - mine; she - her - hers auswendig zu lernen. Es ist einfacher, das Wort Ausländer (chinesisch 外国人 waiguoren) aus ausser (chinesisch 外wai), Land (国 guo) und Mitglied (人ren) zusammenzusetzen als das bezugslose foreigner lernen zu müssen. Ähnliches gilt für Wortgruppen wie horse / mare/ colt/ stallion. Die Wahrscheinlichkeit, das Wort im Gedächtnis nicht zu finden, wenn man es braucht, sind grösser als bei der Gruppe ĉevalo (Pferd), ĉevalino (Stute), ĉevalido (Fohlen), virĉevalo (Hengst) (chinesisch jeweils 马 ma, 母马 muma, 小马 xiaoma, 公马 gungma; man vergleiche auch, einerseits ox /cow / calf / bull, und andererseits bovo(rind) > bovino(Kuh) > bovido(Kalb) > virbovo (Stier), chinesisch: 牛 niu > 母牛 muniu > 小牛 xiaoniu > 公牛 gongniu).
Aufgrund dieser geringeren Inanspruchnahme des Gedächtnisses - und das gilt in Bezug auf zehntausende von Srachelementen - wird Esperanto viel schneller als andere Sprachen gelernt und im Kopf behalten. Darüberhinaus ist das Gefühl, sich sprachlich in Geborgenheit zu befinden, in einer internationalen Esperanto sprechenden Umgebung grösser als bei Benutzung anderer Systeme. Die Menschen fühlen sich besser respektiert. Sie haben das Erlebnis, dass die Sprache für die Menschen gemacht ist, um zwischenmenschliche Kommunkation zu ermglichen, dass es nicht der Mensch ist, der sich der Sprache anpassen muss, also sich den willkürlichen Launen der Vorväter des betreffenden Volkes zu unterwerfen hat.
Aus all diesen Gründen ist Esperanto näher am unerreichbaren Idealzustand einer neutralen, gerechten, demokratischen und funktionierenden Sprache. Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, ist es dann nicht klug, die besten zu wählen, auch wenn sie nicht ideal ist?
Die internationalen Beziehungen verstärken sich mit hoher Geschwindigkeit. Z.B. ist die Anzahl eingewanderter Arbeitskraft im Laufe von 30 Jahren von 75 Mio. auf 200 Mio. angewachsen. Eine intelligente Verwaltung der Gesellschaft würde verlangen, nach Kosten-Nutzen Gesichtspunkten, aber auch denen der Gerechtigkeit usw., die verschiedenen Methoden der interkulturellen Kommunikation zu vergleichen - hauptsächlich Englisch und Esperanto - , um dann die wirkungsvollste zu wählen. Die vielen, vielen Menschen, die unter der durch die Unfähigkeit zur Kommunikation hervorgerufenen Ungerechtigkeit leiden, verdienen mehr Aufmerksamkeit als wir ihnen bisher zukommen lassen.
3. "Nicht mehr tauglich ist z.B. seine patriarchalische Struktur."
Hat Esperanto wirklich eine patriarchalische Struktur? Sicher nicht mehr als die anderen Sprachen, die derzeit bei inernationalen Beziehungen benutzt werden. Wäre Esperanto nicht sowohl durch seinen Enstehungsort als auch die -zeit durch seine Verwurzelung in lebende Sprachen geprägt, würde man kritisieren, dass es absrakt sei, ein lebloses Produkt aus dem Laboratorium. Vieles seiner inneren Sruktur verdankt es dem Or und der Zeit, in dem es enstand. Eben gerade deshalb hat es Lebhaftigkeit, eine eigene Stimmung; etwas, was andere Projekte einer internatinale Sprache niemals erlangten. Das ist ein psychologischer Vorteil, denn bei seiner Anwendung hat man das Gefühl, eine normale menschliche Sprache zu benutzen, nicht ein kaltes System.
Wie dem auch sei, ich verstehe nicht, warum die angeblichen partriarchalischen Wurzeln des Esperanto, wenn sie denn überhaupt vorhanden sind, es als internationale Sprache weniger anwendbar machen würden als Englisch (oder Latein oder Japanisch...), Haben die vielleicht keine patriarschalischen Strukturen? Ich betone abermals, dass es keinen Sinn macht, die perfekte Sprache zu suchen. Das, was die Welt braucht, ist eine Sprache, die in der Lage ist, die Menschen aus der sozial bedingten Aphasie (Verlust des Sprachvermögens) zu befreien, zu der der weltweite Gebrauch des Englischen derzeit die Mehrheit der Menschen verdammt, wenn diese mit Leuten mit anderer Sprache kommunizieren müssen.
Esperanto ist die einzige Sprache, für die objektiv beweisbar ist, dass sie die Menschen frelativ schnell aus der recht sprachlosen Kommunikation befreit, die die dezeitigen auf dem Englischen (oder auf Systeme wie Simultandolmetetscherei)fussenden internatinalen Beziehungen prägt, bei der einem grossen Teil der Teilnehmerschaft auferlegt wird, in einem Gespräch eine andere als die eigene Sprache zu sprechen.
4. "Wäre es nicht besser eine neue gerechtere Sprache für die internationale Verständigung zu schaffen?"
Mein Ausgangspunkt ist ein sehr praktischer: Welche Wahl haben die Menschen heute? Anstatt als Vergleichsgrundlage eine nicht existierende ideale Sprache zu nehmen, vergleiche ich Esperanto mit den Kommunikationsmöglichkeiten, die tatsächlich zur Verfügung stehen. Ich lasse die nicht-westlichen Völker in meine Betrachtungen mit einfliessen. Dieses ist mir sehr wichtig, wie alle von Ihnen, die meinen Artikel "La okcidenta dialekto" (Der westliche Dialekt) oder mein Buch "La bona lingvo" (Die gute Sprache) gelesen haben, sicher bemerkt haben. Wenn diese nichtwestlichen Völker nicht Esperanto wählen, müssen sie entweder ganz auf direkte internationale Konakte verzichten oder versuchen, Englisch zu lernen. Diese Sprache enthält die schlechten westlichen Eigenschaften, die Esperanto aufweist, in ausserordentlich höherem Masse, sogar in einem solchen, dass (jedenfalls in Asien) nur eine sehr kleine Elite es schafft, sie so gut zu lernen, dass eine effektive Kommunikation möglich ist. Ich habe viele Zeugnisse von Leuten aus Fernost gesammelt, die sowohl Englisch als auch Esperanto gelernt haben. Diese Menschen stelle alle fest, dass das Erreichen von brauchbarem Sprachwissen im Falle von Esperanto sehr viel weniger Aufwand erfordert als das bei Englisch nötig ist.
Daraus schliesse ich, dass so lange keine andere, bessere Kommnikationssprache, geschaffen und lebensfähig ist, eine Welt, in der man mit anderen Völkern kommunizieren muss, mit Esperanto gerechter, einfacher und angenehmer ist als eine ohne Esperperanto.
Dabei denke ich nicht nur an die Erwachsenen - obwohl meine zeitweise Arbeit mir Flüchtlingen mir vor Augen führte, welches Ausmass die durch Sprachlosigkeit entstehenden Schwierigkeiten annehmen können - oder an diejenigen, die international kommunizieren müssen, sondern auch an die Abermillionen von Jugendlichen auf der ganzen Welt, die man zwingt, die vielen Ungereimtheiten des Englischen, die sie nie beherrschen werden, zu lernen. Würde man sie in Esperanto unterrichten, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass sie diese Sprache nach viel kürzerer Zeit wirklich beherrschen, sehr viel grösser. Diese gigantische Investition von Geisteskraftr in ein weitgehend scheiterndes Unterfangen ist absurd. Das ist nicht der Weg für eine Gesellschaft, seine finaziellen und geistigen Energien sinnvoll zu nutzen.
Daher erscheint es mir sinnvoll, einen Einsatz zu leisten, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Esperanto die bessere Lösung ist, auch wenn sie nicht ideal ist. Selbst wenn diese Arbeit einige Jahrhunderte dauern sollte. Es lohnte sich, gegen die Sklaverei zu kämpfen, auch als ihre Abschaffung noch als unrealistisch erschien und entsprechende Fortschritte entmutigend langsam geschahen. Selbstverständlich wäre der Einsatz für Esperanto nicht möglich, wenn er sich auf das Ideelle beschränkte. Die vielen Genüsse und erfreulichen Erlebnisse, die die Sprache schon jetzt denjenigen bietet, die sie gelernt haben, sollten neben dem und ergänzend zum ideellen Motiv beachtet werden.
Gucken wir auf die Möglichkeit einer noch idelleren Sprache, so müssen wir sehen, dass nicht nur ihre Aufbau zur Lebendigkeit mindestens ein Jahhundert allseitiger und weltweiter Anwendung verlangen würde. Ohne eine ideologische Grundlage, die vergleichbar wäre mit der, die Zamenhof dem Esperanto gegeben hat, hätte sie geringe Chancen, eine wirklich lebende Sprache zu werden und sich die notwendige soziale Grundlage aufzubauen. Diese Entwicklung hat Esperanto durchlaufen, die Sprache ist voll funktionsfähig.